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Monsieur_Elephant

May 5, 2025

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Realismus und Nominalismus

Die Frage erwähnt die alte Debatte Nominalismus vs Realismus: Haben die Dinge irgendwelche ontologische Realität in sich selbst, oder sind sie einfach menschliche, durch Nomina geschaffene Konventionen?

Mit den heutigen wissenschaftlichen Physikkenntnissen muss man zugeben, dass die von uns wahrgenommenen Objekte existieren, unabhängig davon, wie sie heißen. Es scheint aber, dass die Ergebnisse einiger Experimente auf der Quantenebene vom Beobachter abhängen. Genauer gesagt: Das Ergebniss ist nicht bestimmt, bevor es beobachtet wird. Ich bin aber kein Spezialist der Quantenphysik also möchte ich keinen Schwachsinn darüber sagen!

Ich bin mit den Nominalisten einverstanden in diesem Sinne, dass die Sprache uns ermöglicht, die Welt einzuordnen, manchmal willkürlicherweise. Diesen Sport, bei dem zwei Personen einander einen kleinen Ball über einen Setz mit einem Schläger zurücksenden, könnten man morgen „Rugby“ heißen, und den Sport mit dem Ovallball anders heißen. Wenn wir alle darüber einig werden, dann stellt es kein Problem. Wenn ich aber der Einzige bin, der diesen Sport „Rugby“ heißt, werde ich doch mit meinen Nachbaren streiten, die immer noch von „Tennis“ sprechen. Sehr viele Konflikte tauchen aus Uneinigkeiten über Definitionen auf.

Das heikelste Problem stellt sich mit abstrakten Begriffen oder abstraktivierten Kategorien. Jeder kann sehen und verstehen, was ein konkreter Mensch ist. Aber gibt es etwas wie „DER Mensch“? Hat „DER Mensch“ im Allgemeinen ein eigenes Wesen? Die Nominalisten verneinten das. Nach ihnen sei etwas wie „DER Mensch“ eine abstrakte Generalisierung aus eizelnen Realitäten. Was allgemein ist, ist nur eine Begriffsbildung des menschlichen Geistes, damit die menschlichen Kommunikation und Überlegung leichter werden.

Jeder Begriff wird aber von semantischen Merkmalen gebildet, d.h. Definitionseinheiten, die die Bedeutung eines Wortes bestimmen. „Man kann sich darauf setzen“ sind ein semantisches Merkmal von „Stuhl“ und „Sessen“, aber „hat Armlehnen“ existiert nur beim Zweiten, nicht beim Ersten, und in dieser Beziehung — und anderen! — unterscheidet sich ein Stuhl von einem Sessel.

Was den Mensch betrifft, ist die Frage ein wenig... philosophischer. Seit Jahrhunderten versuchen zahlreichen Denker und Wissenschaftler zu bestimmen, was der Mensch tatsächlich „menschlich“ macht. Lange dachten wir, dass die Fähigkeit, Werkzeuge zu bilden und benutzen eine menschliche Eigenart wäre, aber jetzt wissen wir mit dem Beispiel der menschenartigen Affen, dass es nicht richtig. Jedoch könnte man „Kunst machen“, „geistige Gefühle/Gedanken“ oder „abstrakte Gedanken mit einer Sprache artikulieren“ zu den semantischen Merkmalen des Menschen zählen.

Zum Schluss habe ich den Eindruck, dass die Wahrheit zwischen Nominalismus und Realismus steht. Die Realisten sind zu idealistisch und essenzialistisch, aber die Nominalisten sind vielleicht zu relativistisch und das Konzept von Wesen zu viel vernachlässigen (wie Heidegger es ihnen vorwirft). Ich würde einen Mittelpunkt zwischen beiden Ansichten finden.

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Realismus und Nominalismus

Die Frage erwähnt die alte Debatte Nominalismus vs Realismus: Haben die Dinge irgendwelche ontologische Realität in sich selbst, oder sind sie einfach menschliche, durch Nomina geschaffene Konventionen?

Mit den heutigen wissenschaftlichen Physikkenntnissen muss man zugeben, dass die von uns wahrgenommenen Objekte existieren, unabhängig davon, wie sie heißen.

Es scheint aber, dass die Ergebnisse einiger Experimente auf der Quantenebene vom Beobachter abhängen.

Genauer gesagt: Das Ergebniss ist nicht bestimmt, bevor es beobachtet wird.

Ich bin aber kein Spezialist der Quantenphysik also möchte ich keinen Schwachsinn darüber sagen!

Ich bin mit den Nominalisten einverstanden in diesjenem Sinne, dass die Sprache uns ermöglicht, die Welt einzuordnen, manchmal willkürlicherweise.

Diesen Sport, bei dem zwei Personen einander einen kleinen Ball über einen S Netz mit einem Schläger zurücksenden, könnten man morgen „Rugby“ heißnennen, und den Sport mit dem Ovallball anders heißen.

Wenn wir uns alle darüber einig werden, dann stellt es kein Problem dar.

Wenn ich aber der Einzige bin, der diesen Sport „Rugby“ heißnennt, werde ich doch mit meinen Nachbaren streiten, die immer noch von „Tennis“ sprechen.

Sehr viele Konflikte tauchen aus Uneinigkeiten über Definitionen auf.

Das heikelste Problem stellt sich mit abstrakten Begriffen oder abstraktivierten Kategorien.

Jeder kann sehen und verstehen, was ein konkreter Mensch ist.

Aber gibt es etwas wie „DER Mensch“?

Hat „DER Mensch“ im Allgemeinen ein eigenes Wesen?

Die Nominalisten verneinten das.

Nach ihnen sei etwas wie „DER Mensch“ eine abstrakte Generalisierung aus eizelnen Realitäten.

Was allgemein ist, ist nur eine Begriffsbildung des menschlichen Geistes, damit die menschlichen Kommunikation und Überlegung leichter werden.

Jeder Begriff wird aber von semantischen Merkmalen gebildet, d.h. Definitionseinheiten, die die Bedeutung eines Wortes bestimmen.

„Man kann sich darauf setzen“ sindist ein semantisches Merkmal von „Stuhl“ und „Sessenl“, aber „hat Armlehnen“ existiert nur beim Zweiten, nicht beim Ersten, und in dieser Beziehung — und anderen!

— unterscheidet sich ein Stuhl von einem Sessel.

Was den Menschen betrifft, ist die Frage ein wenig... philosophischer.

Seit Jahrhunderten versuchen zahlreichen Denker und Wissenschaftler zu bestimmen, was dern Menschen tatsächlich „menschlich“ macht.

Lange dachten wir, dass die Fähigkeit, Werkzeuge zu bildherzustellen und zu benutzen eine menschliche Eigenart wäre, aber jetzt wissen wir mit demdurch das Beispiel der menschenartigen Affen, dass es nicht richtig ist.

Jedoch könnte man „Kunst machen“, „geistige Gefühle/Gedanken“ oder „abstrakte Gedanken mit einer Sprache artikulieren“ zu den semantischen Merkmalen des Menschen zählen.

Zum Schluss habe ich den Eindruck, dass die Wahrheit zwischen Nominalismus und Realismus stehliegt.

Die Realisten sind zu idealistisch und essenzialistisch, aber die Nominalisten sind vielleicht zu relativistisch und vernachlässigen das Konzept vonm Wesen zu viel vernachlässigensehr (wie Heidegger es ihnen vorwirft).

Ich würde einen Mittelpunkt zwischen beiden Ansichten findsuchen.

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Ja, jeder sieht die Welt aus seiner Perspektive. Leider kann ich nicht wie Gott in Frankreich leben. 😅

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Monsieur_Elephant

May 5, 2025

111

Ich liebe dieses Sprichwort! Diesen Ruf Frankreichs als eine Art Schlaraffenland habe ich immer interessant gefunden. Allerdings hatten wir sehr arme Regionen, in denen das Leben sehr schwierig war: im Morvan, Bourbonnais, Auvergne, in der Bretagne... Sogar die Franzosen lebten nicht wie Gott in Frankreich!

Danke sehr für die Korrektur!

Realismus und Nominalismus


This sentence has been marked as perfect!

Die Frage erwähnt die alte Debatte Nominalismus vs Realismus: Haben die Dinge irgendwelche ontologische Realität in sich selbst, oder sind sie einfach menschliche, durch Nomina geschaffene Konventionen?


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Es scheint aber, dass die Ergebnisse einiger Experimente auf der Quantenebene vom Beobachter abhängen.


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Die Nominalisten verneinten das.


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Mit den heutigen wissenschaftlichen Physikkenntnissen muss man zugeben, dass die von uns wahrgenommenen Objekte existieren, unabhängig davon, wie sie heißen.


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Genauer gesagt: Das Ergebniss ist nicht bestimmt, bevor es beobachtet wird.


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Ich bin aber kein Spezialist der Quantenphysik also möchte ich keinen Schwachsinn darüber sagen!


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Ich bin mit den Nominalisten einverstanden in diesem Sinne, dass die Sprache uns ermöglicht, die Welt einzuordnen, manchmal willkürlicherweise.


Ich bin mit den Nominalisten einverstanden in diesjenem Sinne, dass die Sprache uns ermöglicht, die Welt einzuordnen, manchmal willkürlicherweise.

Diesen Sport, bei dem zwei Personen einander einen kleinen Ball über einen Setz mit einem Schläger zurücksenden, könnten man morgen „Rugby“ heißen, und den Sport mit dem Ovallball anders heißen.


Diesen Sport, bei dem zwei Personen einander einen kleinen Ball über einen S Netz mit einem Schläger zurücksenden, könnten man morgen „Rugby“ heißnennen, und den Sport mit dem Ovallball anders heißen.

Wenn wir alle darüber einig werden, dann stellt es kein Problem.


Wenn wir uns alle darüber einig werden, dann stellt es kein Problem dar.

Wenn ich aber der Einzige bin, der diesen Sport „Rugby“ heißt, werde ich doch mit meinen Nachbaren streiten, die immer noch von „Tennis“ sprechen.


Wenn ich aber der Einzige bin, der diesen Sport „Rugby“ heißnennt, werde ich doch mit meinen Nachbaren streiten, die immer noch von „Tennis“ sprechen.

Sehr viele Konflikte tauchen aus Uneinigkeiten über Definitionen auf.


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Das heikelste Problem stellt sich mit abstrakten Begriffen oder abstraktivierten Kategorien.


Das heikelste Problem stellt sich mit abstrakten Begriffen oder abstraktivierten Kategorien.

Jeder kann sehen und verstehen, was ein konkreter Mensch ist.


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Aber gibt es etwas wie „DER Mensch“?


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Hat „DER Mensch“ im Allgemeinen ein eigenes Wesen?


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Nach ihnen sei etwas wie „DER Mensch“ eine abstrakte Generalisierung aus eizelnen Realitäten.


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Was allgemein ist, ist nur eine Begriffsbildung des menschlichen Geistes, damit die menschlichen Kommunikation und Überlegung leichter werden.


Was allgemein ist, ist nur eine Begriffsbildung des menschlichen Geistes, damit die menschlichen Kommunikation und Überlegung leichter werden.

Jeder Begriff wird aber von semantischen Merkmalen gebildet, d.h. Definitionseinheiten, die die Bedeutung eines Wortes bestimmen.


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„Man kann sich darauf setzen“ sind ein semantisches Merkmal von „Stuhl“ und „Sessen“, aber „hat Armlehnen“ existiert nur beim Zweiten, nicht beim Ersten, und in dieser Beziehung — und anderen!


„Man kann sich darauf setzen“ sindist ein semantisches Merkmal von „Stuhl“ und „Sessenl“, aber „hat Armlehnen“ existiert nur beim Zweiten, nicht beim Ersten, und in dieser Beziehung — und anderen!

— unterscheidet sich ein Stuhl von einem Sessel.


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Was den Mensch betrifft, ist die Frage ein wenig... philosophischer.


Was den Menschen betrifft, ist die Frage ein wenig... philosophischer.

Seit Jahrhunderten versuchen zahlreichen Denker und Wissenschaftler zu bestimmen, was der Mensch tatsächlich „menschlich“ macht.


Seit Jahrhunderten versuchen zahlreichen Denker und Wissenschaftler zu bestimmen, was dern Menschen tatsächlich „menschlich“ macht.

Lange dachten wir, dass die Fähigkeit, Werkzeuge zu bilden und benutzen eine menschliche Eigenart wäre, aber jetzt wissen wir mit dem Beispiel der menschenartigen Affen, dass es nicht richtig.


Lange dachten wir, dass die Fähigkeit, Werkzeuge zu bildherzustellen und zu benutzen eine menschliche Eigenart wäre, aber jetzt wissen wir mit demdurch das Beispiel der menschenartigen Affen, dass es nicht richtig ist.

Jedoch könnte man „Kunst machen“, „geistige Gefühle/Gedanken“ oder „abstrakte Gedanken mit einer Sprache artikulieren“ zu den semantischen Merkmalen des Menschen zählen.


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Zum Schluss habe ich den Eindruck, dass die Wahrheit zwischen Nominalismus und Realismus steht.


Zum Schluss habe ich den Eindruck, dass die Wahrheit zwischen Nominalismus und Realismus stehliegt.

Die Realisten sind zu idealistisch und essenzialistisch, aber die Nominalisten sind vielleicht zu relativistisch und das Konzept von Wesen zu viel vernachlässigen (wie Heidegger es ihnen vorwirft).


Die Realisten sind zu idealistisch und essenzialistisch, aber die Nominalisten sind vielleicht zu relativistisch und vernachlässigen das Konzept vonm Wesen zu viel vernachlässigensehr (wie Heidegger es ihnen vorwirft).

Ich würde einen Mittelpunkt zwischen beiden Ansichten finden.


Ich würde einen Mittelpunkt zwischen beiden Ansichten findsuchen.

Mit den heutigen wisscnschaftlichen Physikkenntnissen muss man zugeben, dass die von uns wahrgenommenen Objekte existieren, unabhängig davon, wie sie heißen.


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